„Ich glaub, mich trifft der Schlag!“

Zur literarischen (Un-)Erzählbarkeit von Schlaganfällen im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Autor/innen

  • Nicolas Reuter Universität Konstanz

DOI:

https://doi.org/10.57974/

Schlagwörter:

Schlaganfall, Apoplexie, Narrativierung von neurologischen Krankheiten, Der Hungerpastor, Buddenbrooks, Du stirbst nicht

Abstract

Als akut einsetzendes fokal-neurologisches Defizit stellt der Schlaganfall seit der Antike eine Krankheit dar, die in vielen Fällen die physische und kognitive Konstitution des Menschen tiefgreifend versehrt und Betroffene auch über den unmittelbaren Schlag hinaus nachhaltig beeinträchtigt. Während Schlaganfälle heutzutage in das Zentrum der Medizin gerückt sind, ist der Krankheit und ihrer ästhetischen Verarbeitung in der Literaturwissenschaft hingegen bislang überraschend wenig Aufmerksamkeit zuteil geworden. Der vorliegende Aufsatz will deshalb versuchen, die Entwicklung der Schlaganfall-Narrativierung im deutschen Sprachraum im 19. und frühen 20. Jahrhundert systematisch nachzuvollziehen. Anhand eines umfangreichen Textkorpus werden hierfür zunächst grundlegende Charakteristiken von literarischen Schlaganfall-Schilderungen erschlossen, bevor in zwei vertiefenden Lektüren (Wilhelm Raabe: Der Hungerpastor, Thomas Mann: Buddenbrooks) aufgezeigt wird, dass Schlaganfällen spezifische Eigenschaften (Plötzlichkeit; aphasische Folgeerscheinungen) inhärent sind, die den Bemühungen um ihr literarisches Auserzählen entgegenlaufen und die aufgrund dessen ihre Darstellung in narrativen Texten beeinträchtigen. Anschließend werden literarische Darstellungsverfahren (retrospektives Erzählen; Ich-Fokalisierung; erlebte Rede; syntaktische Besonderheiten) beleuchtet, die vor allem in der Gegenwartsliteratur eingesetzt werden, um die erzählerischen Schwierigkeiten, die den apoplektischen Schlag begleiten, zu überwinden und die Erkrankung fruchtbar zu inszenieren.

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Veröffentlicht

2025-12-29

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